Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte: Nachbarschaften

Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte: Nachbarschaften

Organizer
Stadt Weimar
Venue
Weimar, Germany
Location
Weimar
Country
Germany
From - Until
16.11.2012 - 18.11.2012
By
Günther, Franka

Nachbarn sollten Freunde sein, Fremde können Nachbarn werden. In einer Welt der Globalisierung ist jeder des anderen Nachbarn, doch gleichzeitig besinnt man sich auf heimatliche Nachbarschaften und Freundschaften, neue und alte. Migration macht aus Fremden Nachbarn (über 50 Jahre türkische Migration nach Deutschland) und überwindet gefährliche Grenzen (Flüchtlinge im Mittelmeer). Aber auch ehemalige Feinde können als Nachbarn Freunde werden – der Elysée-Vertrag, der die deutsch-französische Aussöhnung besiegelte, nähert sich seinem 50. Geburtstag, und das „Weimarer Dreieck“ zwischen Frankreich, Polen und Deutschland von 1991 ist auch bereits „volljährig“.

Der Blick zurück in die Geschichte zeigt darüber hinaus, dass Nachbarschaften in Dörfern und Städten wie mehr oder weniger feste Organisationen für gegenseitige Hilfeleistungen (z.B. für Brandschutz, Verteidigung), Konfliktregelungen oder die Organisation des Festlebens verantwortlich waren. Auch die soziale Kontrolle spielte sich auf dieser Ebene ab – und bis heute noch, denkt man neugierige Blicke, Tratsch oder Denunziationen. Nicht nur Nationen, auch Städte haben also ihre ganz eigenen Nachbarschaften. Die fortdauernde Präsenz von Goethe und Schiller, von Wieland und Herder, von Bach und Liszt, von Gropius und Feininger hat Weimar seit zwei Jahrhunderten seine ganz eigene geistige Nachbarschaft verliehen – zu der jedoch auch, im Wortsinne in der Nachbarschaft Weimars, Buchenwald gehört. „Kulturbürger“ und „Wutbürger“, „Hartz IV-Empfänger“, Alteingesessene vor und Neuzugezogene nach der Vereinigung, kurzzeitige Touristen, mittelfristig Studierende und langfristige Migranten – sie alle formen die Nachbarschaften einer historisch gewachsenen, zugleich aber auch sozial vibrierenden und modernen Stadt im 21. Jahrhundert.

Das vierte „Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte“ wird solche Nachbarschaften, Fremdheiten und Freundschaften erkunden von den verschlungenen Pfaden Weimars über Deutschland nach Europa hinaus in die „weite Welt“.

Der wissenschaftliche Beirat des Weimarer Geschichtsfestes setzt sich zusammen aus internationalen Experten aus Politik und Universitäten sowie Vertretern von Kulturinstitutionen. Die Länder des Weimarer Dreiecks (Frankreich, Polen und Deutschland) sind ein konstanter Schwerpunkt des Geschichtsfestes.
Das Weimarer Rendezvous mit der Geschichte steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., Maurice Gourdault-Montagne, Botschafter der Republik Frankreich sowie der Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland.

Programm

Freitag, 16. November
18 Uhr: Eröffnungsvortrag, Musikschule "Ottmar Gerster"
„Nachbarschaften eines Weltenbummlers“, Prof. Dr. Dieter Kronzucker

20.15 Uhr, Grand Hotel Russischer Hof
„Botschafter im Weltsicherheitsrat“: Jean-Marc de La Sablière und Gunter Pleuger
Einführende Worte: Dr. Philippe Wellnitz (Potsdam), Hochschulattaché der Französischen Botschaft für Berlin und die Neuen Länder

Samstag, 17. November

10 Uhr, Stadtmuseum
„Die Russen“ in Thüringen: Besatzungsalltag von 1945 bis 1994
Prof. Dr. Silke Satjukow (Magdeburg)

Im Umfeld von Garnisonsstädten wie Weimar waren „die Russen“ Tag und Nacht präsent: ihre schweren Ural-Lastkraftwagen, ihre dröhnenden Hubschrauber und ihre Panzerfahrzeuge. DDR-Bürger und Sowjetsoldaten begegneten sich nicht nur als „Waffenbrüder“, sondern auch als diskrete Schwarzhändler. Mannschaftsdienstgrade wie Offiziersfrauen arbeiteten für Industriekombinate und LPGs. Es entwickelte sich ein Geben und Nehmen, ein Miteinander, das bis heute nicht vergessen ist.

11 Uhr, Musikschule "Ottmar Gerster"
All politics is local - die US-Präsidentschaftswahl 2012
Prof. Dr. Michael Dreyer (Jena)

"All politics is local - Politik ist Nachbarschaft" ist ein berühmter Leitsatz der US-Politik. Selbst Präsidenten müssen lokale Nachbarschaften beachten. Nicht die Stimmen insgesamt zählen, sondern örtliche Ergebnisse in 50 Staaten. Und 2012? Obama oder Romney? Diese Frage wird beantwortet sein. Die Analyse dazu bietet der Vortrag.

12 Uhr, Stadtmuseum
Noch Feinde oder schon Freunde? Deutsche Kriegsgefangene in Frankreich und französische Besatzungsmacht in Deutschland
Dr. Fabien Théofilakis (Paris), Dr. Falko Heinz (Koblenz), Jun.-Prof. Dr. Fabian Lemmes (Bochum)
Moderation: Prof. Dr. Corine Defrance (Paris)

Die deutsch-französische Nachbarschaft war nach 1945 bekanntlich durch die Aussöhnung zwischen beiden Weltkriegsgegnern geprägt. Diese Entwicklung war zunächst alles andere als selbstverständlich und es stellt sich daher die Frage, wie sich beide Nachbarn in der unmittelbaren Nachkriegszeit begegneten, als Franzosen noch Besatzer in Deutschland und Deutsche noch Kriegsgefangene in Frankreich waren.

13 Uhr, Musikschule "Ottmar Gerster"
Von Paris nach Weimar – der Architekt Clemens W. Coudray (1775-1845)
Prof. Dr. Rolf Bothe

Durch seine Vorfahren war Coudray eng mit Frankreich verbunden und lebte 1800-1804 in Paris, wo er eine Ausbildung an der Ecole polytechnique machte. Eine Studienreise durch Italien und seine langjährige Tätigkeit in Fulda führten dann 1816 zur Berufung nach Weimar. Seine Anstellung bedeutete die Neuorganisation des gesamten Bauwesens. Neben den bekannten Weimarer Bauten wurden unter Coudrays Leitung in Thüringen 25 Kirchen und 70 Schulen errichtet. Goethe war fûr ihn der ideale Partner, mit dem er alle Architekturfragen besprach. Er informierte den Dichter über die neueste Entwicklung der französischen Architektur und sorgte dafür, daß junge Architekten Studienreisen nach Frankreich durchführen konnten.

13 Uhr, Eckermann Buchhandlung
Carte blanche Mission du Centenaire. A la recherche de la mémoire perdue. / Auf der Suche nach dem verlorenen Gedächtnis.Der Erste Weltkrieg in der deutschen und französischen Erinnerungspolitik
Dr. Justus H. Ulbricht (Magdeburg), N.N.
Moderation: Dr. Sébastien Bertrand (Mission du Centenaire Paris)

Die zwei Hauptkontrahenten des Ersten Weltkriegs sind unterschiedliche Wege gegangen, was die Erinnerung an den Krieg betrifft. Seit den zwanziger Jahren gibt es in Frankreich ein intensives Gedenken an den „Großen Krieg“ und es wird oft an den Konflikt und seine Opfer erinnert. Im Vergleich dazu kommt diesem Krieg in Deutschland eine geringere Bedeutung zu. 2014 jährt sich der Kriegsausbruch zum 100. Mal. Die aus diesem Anlaß geschaffene französische „Mission du Centenaire“ stellt sich als Aufgabe, aus der gemeinsamen Kriegserfahrung heraus mit Deutschland eine gemeinsame Erinnerungspolitik zu entwerfen. Schüler der beiden Abibac-Gymnasien in Weimar und Beauvais lesen Auszüge aus deutschen und französischen Zeugnissen des Ersten Weltkriegs. Im Anschluß diskutiert das Podium die Frage des Gedenkens an den Krieg für die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft.

14 Uhr, Stadtmuseum
Carte blanche Institut français d’histoire en Allemagne / Nachbarschaft in der wissenschaftlichen Praxis: Geschichte im Dialog mit anderen Disziplinen
Dr. Gaëlle Hallair (IFHA Frankfurt), Dr. Jean-Louis Georget (IFHA Frankfurt), Aude-Marie Certin (IFHA Frankfurt), Prof. Dr. Pierre Monnet (Paris / IFHA Frankfurt)
Moderation: Prof. Dr. Pierre Monnet

Das Panel fragt zunächst nach dem Zusammenwirken von Geschichte, Geographie und Ethnologie bei der Herausbildung der Einheit von Bevölkerung, Kultur und Territorium im 19. Jahrhundert. Wie konnten räumliche und soziale Ordnungen entstehen, die die Abgrenzung von ihren Nachbarn erlaubten? In einem zweiten Teil diskutiert das Panel die Rolle des Individuums in Nachbarschaftsbeziehungen. Ab wann gibt es den Einzelnen überhaupt? Das Mittelalter galt lange als Zeit der christlichen Gemeinschaft. Neue Befunde der Geschichtswissenschaft und Anthropologie zeigen jedoch, dass schon zu dieser Zeit das „Ich“ eine relevante Größe ist.

14 Uhr, Thüringisches Hauptstaatsarchiv
„Gnädigster, Wertester, Herzallerliebster Vater“
Die Beziehungen Sachsen-Weimars zu Sachsen-Zeitz im Spiegel der Korrespondenz Herzog Wilhelms mit seiner Tochter
Christian Pönitz M.A. (Weimar)

Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz (1619-1681) ehelichte 1656 die einzige Tochter Herzog Wilhelms von Sachsen-Weimar (1598-1662). Herzogin Dorothea Maria (1641-1675) hielt ihren Vater in einem umfangreichen Briefwechsel über familiäre und politische Ereignisse auf dem Laufenden. Besondere Relevanz erhielt der Informationsfluß, als das Herzogspaar in Zeitz in eine Vermittlerrolle zwischen den ernestinischen und albertinischen Kontrahenten hineinwuchs. Die Verbindung mit Weimar begünstigte aber auch die kulturelle Blüte im noch jungen Herzogtum Zeitz. Erstmals wird der im Thüringischen Hauptstaatsarchiv lagernde Briefwechsel zwischen Tochter und Vater öffentlich vorgestellt.

15 Uhr, Eckermann-Buchhandlung
In Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Paris
Zwei Nachbarn, eine Geschichte. Deutsch-Französisches Geschichtsprojekt I: Konfliktvolle Nachbarschaft Frankreich-Deutschland 1870-1945
Dr. Mareike König (Paris), Dr. Elise Julien (Lille), Dr. Nicolas Beaupré (Clermont-Ferrand), Dr. Johann Chapoutot (Grenoble)
Moderation: N.N.

Der deutsch-französischen Versöhnung nach 1945 ging eine turbulente und ausgesprochen konflikthafte Nachbarschaft voraus. Nicht weniger als drei Kriege prägten die gemeinsame Geschichte seit 1870. Das Podium wirft nicht nur einen Blick auf diese Tiefpunkte deutsch- französischer Nachbarschaft, sondern auch auf die zahlreichen Versöhnungsversuche in den Phasen zwischen den Kriegen. Das Podium versammelt die Autoren von drei Bänden eines deutsch-französischen Geschichtsbuches.

16 Uhr, Thüringisches Hauptstaatsarchiv
Spannungsreiche Nachbarschaften. Preußen - Thüringen – Sachsen
Dr. Steffen Raßloff (Erfurt), Prof. Dr. Winfried Müller (Dresden), Prof. Dr. Jürgen John (Jena) Moderation: Dr. Justus H. Ulbricht (Magdeburg)

Die kleinteilige territoriale Struktur inmitten Deutschlands sorgte seit dem ausgehenden Mittelalter für zahlreiche mal förderliche, mal problematische Nachbarschaften. Mit dem Aufstieg Sachsens und später Preußens und mit dem Wiener Kongress mischten sich die Karten noch einmal neu. Das hat auch im 19. und 20. Jahrhundert Folgen für das Verhältnis beider Länder zu Thüringen. Manchmal hat es den Anschein, als wirkten die damaligen Verwerfungen bis heute nach...

17 Uhr, Eckermann-Buchhandlung
Zwei Nachbarn, eine Geschichte. Deutsch-Französisches Geschichtsprojekt II: Deutschland und Frankreich nach 1945: Nachbarn - Verbündete – Freunde
Prof. Dr. Corine Defrance (Paris), Prof. Dr. Ulrich Pfeil (Metz), PD Dr. Jörg Echternkamp (Halle), Prof. Dr. Hélène Miard-Delacroix (Paris),
Moderation: Dr. Stefan Martens, Deutsches Historisches Institut Paris

Am 22. Januar 2013 jährt sich zum 50. Mal die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages. Ein Ereignis, das es zu feiern gilt, das aber auch dazu einlädt, noch einmal an den weiten und auch schwierigen Weg zu erinnern, den Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgelegt haben. Aus verfeindeten Nachbarn wurden Verbündete und Freunde, die heute im Zentrum des europäischen Einigungsprozesses stehen. Es diskutieren Autoren der deutsch-französischen Geschichtsbuchreihe.

Sonntag, 18. November 2012
11 Uhr, Musikschule "Ottmar Gerster"
Multikulti damals: Nachbarschaft der Religionen von der Antike
bis in die Neuzeit
Prof. Dr. Veit Rosenberger (Erfurt), Dr. Katharina Mersch (Erfurt), Christiane Fiebig (Erfurt), Prof. Dr. Susanne Rau (Erfurt)
Moderation: Dr. Klaus Hillingmeier, Chefredakteur GGeschichte

In allen Epochen vor der Moderne, also bis ins 16./17. Jahrhundert hinein, spielte die Religion im Leben der Menschen eine herausragende Rolle. Doch wie gestaltete sich in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit das religiöse Leben Europas konkret? In welchen Nachbarschaftsbeziehungen standen religiöse Einrichtungen mit Stadt und Land? Wie lebten unterschiedliche Religionsgemeinschaften zusammen? Ein historischer Streifzug von Griechenland über Spanien und Frankreich nach Deutschland.

11 Uhr, Eckermann-Buchhandlung
Lese-Café mit Birgit Vanderbeke. In Kooperation mit dem Piper Verlag München und MDR-Figaro

Birgit Vanderbeke, geboren 1956 im brandenburgischen Dahme, lebt im Süden Frankreichs. Für »Das Muschelessen« wurde sie 1990 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. 1997 erhielt sie den Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 den Solothurner Literaturpreis für ihr erzählerisches Gesamtwerk sowie den Roswitha-Preis, 2002 wurde ihr der Hans-Fallada-Preis verliehen. Neben der »Gebrauchsanweisung für Südfrankreich« erschien zuletzt von ihr der so charmante wie hintersinnige Roman »Das lässt sich ändern«. Ihr neues Buch »Die Frau mit dem Hund« erscheint am 8. Oktober und wird als nichts geringeres als ein Hohelied auf die Liebe und das Leben angekündigt.

12 Uhr, Stadtmuseum
Revolutionsnachbarschaften: 1989 & die „Arabellion“
Prof. Dr. Jerzy Maćków (Regensburg), Prof. Dr. Gudrun Krämer (Berlin)
Moderation: Prof. Dr. Michael Dreyer (Jena)

Schon seit der Französischen Revolution pflegen politische Umwälzungen von einem Land auf das andere überzuspringen. Doch welche konkreten Mechanismen liegen hinter solchen Revolutionsnachbarschaften? Was erleichtert, was verhindert sie? Warum springt eine Revolution in Tunesien auf den Jemen über - aber nicht auf Saudi-Arabien? Warum fiel ganz Osteuropa 1989 wie ein Kartenhaus - aber nicht China oder Kuba? Experten für Osteuropa und die "Arabellion" werden die Revolutionen, ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede diskutieren.

13 Uhr, Musikschule "Ottmar Gerster"
Multikulti heute: Schon am Ende oder erst am Anfang?
Magdalena Modler-El Abdaoui M.A. (Frankfurt), Prof. Dr. Wolfgang Frindte (Jena), Jean-Michel Cros (Strasbourg)
Moderation: N.N.

Von Strasbourg über Frankfurt am Main hin nach Thüringen wollen wir mit Experten diskutieren, wie wir mit Nachbarn umgehen, die aus einem anderen Kulturkreis stammen oder einer anderen als der christlichen Religion angehören. Wie gestalten sich die Dialoge zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen? Welche Unterschiede gibt es zwischen Frankreich und Deutschland, welche zwischen West- und Ostdeutschland?

14 Uhr, Stadtmuseum
Fremde Nachbarn. Die ausländischen Einwohner Warschaus 1945-1989
Prof. Dr. Jerzy Kochanowski (Warschau), Dr. Jürgen Hensel (Warschau), Prof. Adrienne Körmendy (Warschau)
Moderation: Prof. Dr. Claudia Kraft (Siegen)

Wie lebte es sich als „fremder Nachbar“ im kommunistischen Warschau? Was änderte sich nach 1989/90? Auf dem Podium berichten und diskutieren waschechte Wahlwarschauer, die aus Deutschland und Ungarn an die Weichsel zogen, über ihr Fremd- und doch Zuhausesein in der polnischen Hauptstadt.

15 Uhr, Musikschule "Ottmar Gerster"
Nachbarschaft 2.0: der virtuelle Nachbar
Dr. Nora Hilgert (Frankfurt), Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher (Hamburg), Julia Niemann M.A. (Hohenheim)
Moderation: Christoph Hilgert M.A. (Gießen)

War der Nachbar im frühen west- wie ostdeutschen Fernsehen noch ein erzieherisches Vorbild, nährt das heutige Reality TV die Vorstellung, er könne ganztätig beobachtet werden und habe keine Privatsphäre mehr. Wird dieser Trend durch die Sozialen Netzwerke wie Facebook verstärkt? Das Panel möchte der Frage nachgehen, wie sich unser Verhältnis zur Medienfigur des Nachbarn seit den 1950er Jahren gewandelt hat.

16 Uhr, Stadtmuseum
Grenzen & Schleichwege
Prof. Dr. Joachim von Puttkamer (Jena), Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger (Tübingen), Prof. Dr. Dirk van Laak (Gießen)
Moderation: Prof. Dr. Thomas Kroll (Jena)

Grenzen gelten in der Regel als Linien, die sich zwischen Nachbarn schieben und sie voneinander trennen. Aber selbst eine noch so hermetische Grenze kennt nicht nur offizielle Übergangspunkte, sondern besitzt geheime Schleichwege und meist verborgen bleibende Beziehungsgeflechte, etwa solche des Schmuggels oder der verwandtschaftlichen Kontakte. Je offener eine Grenze hingegen wird, um so eher wird sie zu einer „Übergangszone“. Das Panel konfrontiert sehr unterschiedliche Grenzregionen miteinander und fragt nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden des Umgangs an Grenzverläufen.

17 Uhr, Musikschule "Ottmar Gerster"
Carte blanche Rendez-vous de l’histoire Blois / Der Spitzel von nebenan: Denunziation unter Nachbarn im historischen Vergleich
Dr. Christiane Kohser-Spohn (Berlin), Prof. Dr. Michaela Hohkamp (Hannover), Dr. Paul Milata (Berlin), Dr. Insa Breyer (Berlin)

"Der größte Lump im ganzen Land ist immer noch der Denunziant": Dieser Ausspruch von Hoffmann von Fallersleben ist zwar längst zum Sprichwort avanciert, jedoch gehört zur Denunziation nicht nur persönliches Verhalten. Individuelle Motivation trifft auf das staatliche Interesse zum Zweck der Herrschaftssicherung. Kein Geringerer als Julius Caesar soll gesagt haben: „Den Verrat liebe ich, die Verräter lobe ich nicht“. Diese verhasste Art der „Volkskontrolle“ kommt oft dem Nachbarn zu. Der Nachbar als möglicher Spitzel und Denunziant soll in verschiedenen historischen Kontexten diskutiert und verglichen werden.

18 Uhr, Eckermann-Buchhandlung
Lesung und Gespräch mit Volker Kutscher. In Kooperation mit dem Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln und der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Volker Kutscher im Gespräch mit Dr. Nora Hilgert (Frankfurt)

Gereon Rath ist Mordermittler im Berlin der goldenen Zwanziger Jahre. Der Protagonist aus Volker Kutschers drei fulminanten Romanen bewegt sich durch die verschiedenen Milieus einer pulsierenden Großstadt und löst dabei auf unkonventionelle Art seine Kriminalfälle. Historisch überzeugend und fundiert recherchiert nimmt der Autor seine Leser mit auf eine Reise in eine turbulente Zeit. Lesung mit Volker Kutscher, anschließend Gespräch mit der Historikerin Dr. Nora Hilgert unter anderem über Reiz und Herausforderungen der Fiktionalisierung historischer Epochen für Kriminalautoren.

Contact (announcement)

Franka Günther
Email: info@weimarer-rendezvous.de

http://www.weimarer-rendezvous.de
Editors Information
Published on
09.11.2012
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German
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